In meiner Laufbahn als Grafikdesignstudentin hat mal eine Dozentin herablassend zu mir gesagt, dass ich als Grafikdesignerin keine Muster entwerfen solle. Das sei zu einseitig. Ganz fies, ich weiß. – Aber irgendwie habe ich es dann dabei belassen. Und es immer als eine nebensächliche Sache betrachtet. Diese meine Muster. Und irgendwie musste ich wieder an diesen Satz denken, als ich beschlossen habe einen Post über diese Stoffe zu schreiben, welche in dem Land produziert, bzw. kultiviert (und getragen) werden, in dem ich gerade reise. Hier merke ich mal wieder: Stoffe und Muster sind mir wichtig. Warum auch immer.
Das wichtigste Merkmal der afrikansichen Waxprints ist, dass sie eine volle Farbintensität auf der linken und rechten Seite des Stoffes haben.
Diese so typischen afrikanischen Textilien – welche es hier en masse zu sehen gibt – haben ihren Ursprung aber eigentlich in Indonesien. Die javanesischen Stoffe gerieten im 16. Jahrhundert an die Holländer, welche sie in Europa zum Handel anboten. Um 1880 begannen sie die Waxprintstoffe selbst zu produzieren. So gerieten die Stoffe logischerweise auch an die Engländer und diese wiederum vertrieben sie in ihren westafrikanischen Kolonien. Alles mit Ruhe und Zeit. In Afrika kamen die Stoffe dann super gut an und so hat sich das Waxprint-Verfahren auf diesem Kontinent zu einem wichtigen und weit verbreiteten sozio-kulturellen Produkt entwickelt. Wahnsinnig, wie die Welt mal funktioniert hat, oder?
Jedenfalls sind die Waxprint-Designs hier von hoher kultureller, politischer, soziologischer und auch ökonomischer Relevanz. Die Muster erzählen Geschichten und geben Rückschlüsse auf den Träger. So können in den Mustern Sprichwörter, Gedichte oder traditionelle afrikanische Fabeln ‘verwoben’ sein. Die Farben deuten auf soziale Stellung, Alter, tribale Orientierung oder auf den Familienstand. Natürlich kann ich das alles selbst (noch) nicht erkennen und lesen … aber wer weiß, wann ich mal wieder in die Selbstbildung gehe..;)
Mehr über die Stoffe zu erfahren gibt es natürlich im großen weiten Internetz.
Persönlich betrachtet bin ich so froh darüber, dass ich mir mein Leben momentan so gestalten kann, dass ich mich für Muster interessieren kann. Und dass ich das während meiner Reise machen kann. Dass ich eine Reise dafür machen kann. Und dass ich immer weiter bereichert werde, je weiter ich gehe. Dadurch kann ich in Zukunft mit mehr Ernsthaftigkeit an meine Muster-Fähigkeiten herangehen. Auch als Trendforscherin und Grafikdesignerin oder was auch immer :D
Hier sind ein paar Fotos, die ich von den Schmuckies bisher so gemacht habe. Ich muss dazu sagen: ich finde die nicht alle schön. Aber anregend. Erfreut die Augen und das Herz:
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ich wünschte, das leben wäre auch hier so bunt und formenfroh. aber offensichtlich sind hier viele afraid of happiness. und da ich afraid of attention bin, trage ich auch lieber langweilige sachen.