Im Sommer 2012 habe ich zusammen mit anderen netten Leuten aus Berlin und Umgebung an einer kommerziellen Veranstaltung teilgenommen, bei der es darum ging Berlin zu ‘re-kreieren’. Mit einem Tablet. Das ganze Vorhaben war ziemlich hohl und die Veranstalter größenwahnsinnig. Eine Erfahrung.
Da aber die Teilnehmer nicht alle hohl waren, kam es, dass ich mit einer guten Bekannten nachts bei Wein und Pizza und zufällig ausgestattet mit einem Gedichtband über Berlin einen Gedicht-Remix geschrieben habe. Das wurde auch schonmal hier gebloggt.
Ich musste in den letzten Tagen wieder öfter an dieses Gedicht denken – auch als ich diesen kleinen Artikel las. Und meine Blogposts geraten ja womöglich in Vergessenheit. Daher findet Ihr hier eine Wiederholung – ein Gedicht über Berlin: auch auf Englisch.
Sie, Bar des Planeten.
Er, verstockt und verstumpft,
hat endlich sich auf den Kopf gestellt.
Glaube Liebe Hoffnung um den Hals,
Großkampf um sauberes Glück.
Hier ist es fast als wäre man im Wald.
Sausende Lichter, tausend Gesichter, blitzen vorbei: Berlin.
Wollte sie besonders zärtlich sein, so schlug sie ihm eins in die Fresse hinein.
Menschen die sich verquälen.
Zwei Augen brüllen auf.
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick.
Was war das? Vielleicht sein Lebensglück.
Vorbei, verweht, nie wieder.
Die Stadt war groß, auch ohne Ihn.
Er war nicht nötig, wie es schien.
In dem Spiegel, in den er sah, saßen alle noch einmal da.
Als müsse das so sein.
Und rund um Ihn war Plüsch.
Nischt jibt es hier nischt.
Ein Auge winkt,
die Seele klingt!
Was war das?
Von der großen Menschheit ein Stück!
Er hat‘s gefunden,
nur für Sekunden.
Geh nicht zu rasch vorbei,
Tandaradei!
Keiner der Menschen kannte Ihn.
Da fing er an den Hut zu ziehn!
Det stumpft doch ab stumpft det.
– in english –
She, bar of the planet.
He, obdurate and blunt,
has finally turned upon his head.
Faith, hope and charity around his neck.
Great fight for clean happiness.
It‘s almost like being in the woods.
Sweeping lights, a thousand faces flash by: Berlin.
If she wants to be very tender, she hits his face.
People that struggle.
Two eyes roar.
Two strange eyes, a quick glance.
What was that? Maybe his happiness.
It‘s over, blown away, never again.
The city was great, even without him.
He was not necessary, as it seemed.
In the mirror, he saw, they were all there once again.
As if it should be.
And all around him was plush.
Nothin here. Nothin.
An eye beckons,
soul tinkles!
What was that?
A piece of the great mankind!
He has found it,
only for seconds.
Do not pass by too quickly,
Tandaradei!
None of the people knew him.
As he began to lift his hat.
It blunts still it‘s blunt.
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Verse entnommen (teilweise umgeschrieben):
Berlin im Gedicht
Hrsg.: Barbara und Walter Laufenberg
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Iwan Goll – Ode an Berlin
Joachim Ringelnatz – Umzug nach Berlin
Gottfried Benn – Nachtcafé
Erich Kästner – In der Seitenstraße
Joachim Ringelnatz – Berlin
Klabund – In Lichterfelde-Ost
Kurt Tucholsky – Augen in der Großstadt
Erich Kästner – Sozusagen in der Fremde
Rolf Haufs – Märkisches Viertel
Alfred Kerr – Grunewald
Mit den besten Grüßen an meine Co-Remixerin Tilla!